Aus Siebel/Winkler: Noosomatik Bd. I Nr. V.III. 3.3. Zur Entmythologisierung von Normen
Normen (lateinisch ”norma”: Mass, Regel, Vorschrift, Richtschnur, Gesetzmässigkeit) werden in aller Regel als ”lebensnotwendig”, d.h. als unumgänglich und unausweichlich (also eigentlich überlebensnotwendig) für den ordnenden Umgang des vernünftigen Menschen mit der Welt, für seine Einordnung in Gemeinschaft und vor allem für den Bestand der Gesellschaft angesehen, d.h. sie sind notwendig für den Erhalt der Überschaubarkeit seiner Handlungsfähigkeit und für die Umsetzung seiner Ideen zur Verbesserung der Lebensbedingungen. Der in der Psychiatrie und Psychopathologie in aller Regel gemeinte Normbegriff ist der der Durchschnittsnorm: ”Normal im Sinne der Durchschnittsnorm ist global das Verhalten, das der Mehrzahl der Menschen eines bestimmten Geschlechtes und bestimmter Altersgruppen innerhalb eines bestimmten soziokulturellen Bereichs in bestimmten Situationen eignet. Normen ist speziell, was sie hinsichtlich eines bestimmten Verhaltensaspektes gemeinsam haben. Damit ist die Sozial- und Kulturrelativität des Normbegriffes unterstrichen. Durchschnittsnorm meint das innerhalb einer Kultur in Anbetracht einer definierten Situation akzeptierte Muss-, Soll-, Kann-, Darfverhalten (siehe ”pathisches System” in Noosomatik Bd.I-2). Sitte und Brauch enthalten Verhaltensnormen als Vorschriften für das Wann (als Reaktion worauf) und Wie von Verhalten. Solches Verhalten ist innerhalb einer Kultur hinsichtlich der gängigen Auslöser und der daraufhin in Gang kommenden Verhaltensmuster anerkannt, ja vorgeschrieben, damit legitimiert und unter Umständen auch institutionalisiert (DEVEREUX 1974)” (Scharfetter). Dieses Verständnis von der Unausweichlichkeit der Normen folgt jedoch dem Mythos von der normativen Kraft des Bisjetzigen und wird in seiner Bitternis darin deutlich, dass selbst das sogenannte psychische Kranksein ”normiert” wird: Krank wird genannt, was von den gesellschaftlich dafür gesetzten Normen als krank bezeichnet wird hinsichtlich der Verhaltensweisen und der gesellschaftlichen Anerkennung als ‘krank’. Es gibt also Normen im Abnormen im Sinne der beschriebenen und in den meisten Fällen nur vage definierten sogenannten psychischen Störung, wofür der Volksmund auch die Synonyme Verrücktheit oder Irresein verwendet. Wer diesen jeweils geltenden Mustern entspricht oder zumindest nahekommt (Show ist nicht immer von einer tatsächlichen krankhaften Erscheinung zu unterscheiden), darf die gesellschaftlich erlaubte (institutionaliserte) Rolle eines von Krankheit betroffenen Menschen einnehmen.
Normen sollen der Aufrechterhaltung, jedoch auch der opportunen Erschaffung von Sozialstrukturen ”dienen”. Sie werden deshalb als zum Überleben der Menschen einer Gesellschaft (zum Schutz vor Tötung oder vor nicht opportuner Ausstossung) und vor allem der Spezies (Art) selbst nötig. Sie sollen dem Individuum und der Gruppe Vorteile bringen, die jedoch unübersehbar und deshalb eben auch konventiv mit etlichen Einschränkungen bezahlt werden. Normen sollen dem Individuum rational erfassbare Sicherheit bringen, was dann ausgegeben wird als Geborgenheitserleben in der Gruppe. Eigenes Verhalten wird bereits familiär reglementiert und nach z.T. etwas komplizierten Genehmigungsverfahren als sakrosankt vorgegeben. Damit soll das dem Kind antrainierte Verhalten berechenbar, einschätzbar, prognostizierbar (vorhersehbar) werden. Und da die Konventionen für weite Verbreitung opportuner Verhaltensmuster sorgen, wird auch das fremde Verhalten über die internaliserten Vorausurteile einschätzbar - und gegebenenfalls ver-wertbar mit Hilfe moralistischer Vor-Stellungen. Nicht umsonst gelten die Theorien als die besten, die zu Prognosen in die Zukunft hinein zu befähigen scheinen. ”Natürlich ist es sehr schwer, die Zukunft vorherzusagen. Ich wollte einmal ein Buch schreiben, das heissen sollte: <<Das Morgen von gestern: Eine Geschichte der Zukunft>>. Es wäre eine Geschichte von Zukunftsprognosen geworden, von denen fast alle weit danebengelegen haben. Und doch - trotz dieser Fehlschläge sind Wissenschaftler noch immer der Meinung, sie könnten die Zukunft vorhersagen” (Hawking).
Der Mythos von dem berechenbaren Faktor des alles lenkenden Schicksals versucht damit, Möglichkeiten zu eröffnen, das ”Ausgeliefertsein” (fälschlich für eine existentielle Wahrheit gehaltener Begriff für das Sein des Menschen als Gegenüber der Widerfahrnisse von ”leben”) umzuwandeln in den Mythos von der Verfügbarkeit. Bereits die familiäre Pädagogik basiert gerade auf ihm und nimmt für sich die Weisheit der eigenen Lebenserfahrungen als alleinige Richtschnur (dogmatisierte Form einer Norm) für das eben genannte Training in Anspruch. Dabei sollen durch die Theorie von Lohn und Strafe die eingesetzten (und meist nur ad hoc begründeten) Mittel die Zwecke heiligen (Mythos vom Zweck, der die Mittel heiligt). Über eben diese Mittel braucht sich dann kein Elternteil mehr den Kopf zu zerbrechen. Das kindliche Verhalten wird in den sozialen Kontext eingebettet: Und was in der Familie geholfen hat, das soll auch in der Gesellschaft weiterhin helfen. Dieses Verhalten ist formal eineindeutig (hin wie zurück!) kommunikabel, wird verstanden und akzeptiert, da die Form des Verhaltens den Inhalt darstellen soll (unabhängig davon, ob der Inhalt wirklich gemeint ist). Diese so geschaffenen Normen wirken erleichternd, da sie für die jeweiligen (normierten) Augenblicke sowohl eine erneute Anpassungs- als auch eine erneute Einpassungsleistung ersparen. Im Sichverlassen auf diese Kausalität, sprich Eingrenzung offener Orientierung an neuen Möglichkeiten, die nicht per se menschenfeindlich sein müssen, werden Menschen eben auch regierbar (be-herrschbar). Kein Staat kann ohne diesen Mythos vom Kausalprinzip auskommen, wie es ja auch die moderne Naturwissenschaft spätestens seit Descartes nicht tut. Darin kann ein am Recht auf sich selbst orientierter Mensch, der andere Menschen und deshalb auch die Gesellschaft als Nicht-Ich, als nichtselbstig ansieht, Einengung und Fremdbestimmung seines Verhaltens erfahren. Eben das können Normen: Sie sind in der Lage (und sollen es auch), die ganz und gar persönlich, individuell gestalteten und in ihrer Unterschiedenheit zur Norm ungewöhnlichen ”Existenzweisen und Lebenserfahrungen unterdrücken oder intolerant abweisen - sofern die Gesellschaft dafür nicht wieder spezielle Funktionsnormen bereitstellt” (ebd.). Normen sichern den Bestand von Gruppen, die sich diesen Normen unterwerfen. Die Bestandssicherung geschieht durch den Mythos von den natürlichen Defiziten, der da meint: Menschen sind nicht von Zeugung an Menschen und werden auch noch nicht als ”richtige” Menschen geboren. Erstens kommen sie bei der Geburt ”zur Welt” (wo auch immer sie vorher waren), und zweitens müssen sie erst noch zu vollwertigen ”Mitgliedern” ihrer Gesellschaft erzogen werden (sie werden dann nach entsprechenden Ausbildungsgängen ”ins Leben” und zwar entlassen). Familiär erwünschte Katastrophenlieferungen können aber auch durch rigorose Erziehungsmassnahmen zu dieser erwünschten Problematik bei den Einpassungen in die Gemeinschaft führen und deshalb nach herrschender Meinung eine Gesellschaft (Kultur) im Bestand gefährden. Deshalb gehören Erkenntnis von Normen und die Erlaubnis zum Normensetzen zu den modernen Lebens- und Weltbewältigungsmassnahmen.
Nun müssen wir jedoch beim Thema der Herkunft der Normen unterscheiden zwischen dem Entstehungszusammenhang des individuellen und dem daraus resultierenden Entstehungszusammenhang des konventiven Normenwissens und dem aus diesem dann wieder resultierenden Motiv zur Normensetzung. Eines ist deutlich: Diese eben genannten Mythen gibt es wirklich, sie werden in aller Regel nur nicht als solche bezeichnet. Und: Sie sind alle entstanden aus dem Mythos vom Supranaturalismus, der Erstlingsgabe der Angst vor Unterlegenheit, der Angst vor der dämonifizierten und dann religiös-magisch diffamierten und der Ausbeutung zugänglich gemachten Natur. Die einzelnen Themen des Mythos vom Supranaturalismus können innerhalb der gesellschaftlich orientierten Riten ritualisiert werden. Sie abstrahieren dann vom Einzelfall, um möglichst viele subsummieren zu können. Begründet wird die Abstraktion einerseits sachlich von (pädagogischen, politischen, wissenschaftlichen usw.) Konzepten her, andererseits jedoch mit der Argumentation, nur so dem einzelnen Individuum gerecht werden zu können. Die eben auch das gegenwärtige System schützende Theorie und ihre weltanschaulich-anthropologischen Implikationen bestimmen also die Sicht: Die Ansicht darf ganz ungeniert sowohl die Durchsicht als auch die Aufsicht bestimmen. Die christliche Religion fügte dem Mystizismus noch etwas hinzu: Jesus als Gewährleistung des ‘ein für allemal’. Jesus wird mit Hilfe der Christologie so in die Gegenwart hineintransportiert, dass seine Annahme mit der des Heils gleichgesetzt wird. Das Heil wird als von aussen kommend gesehen (cave Projektion: von den Eltern kommend).
Die religiöse Grundstruktur einer Theorie des Heils hat die Medizin ebenso beeinflusst wie andere Fakultäten unseres Kulturkreises. Auch dort, wo Medizin arabisiert zu uns gelangt ist (”der arabisierte Aristoteles” in den Übersetzungen der Schule von Toledo um 1200), ist die Rezeption bestimmt von den derzeitigen Formulierungen der dogmatischen Bestimmung von Heil: Von Natur aus ist der Mensch ein pathisches Mängelwesen und bedarf prinzipiell des therapeutischen Eingriffs. Das ist in Kurzfassung die Grundtendenz zur Medizin, wie sie Petrus Hispanus (1210 - 1277), der spätere Papst Johannes XXI., am deutlichsten formuliert hat. Die moderne philosophische Betrachtung sieht nicht anders aus: Heideggers Existentialphilosophie gibt das Muster für den Begriff ”Geworfenheit” des Menschen. Doch er hat seinen Anstoss durch S.Kierkegaard erhalten, einen dänischen lutherischen Theologen! Es gibt sogar ”die Krankheit, nicht krank sein zu können” - so lautet die Überschrift eines Artikels von Hans Müller-Eckhard in ”Psyche”, 5 (1951-52), S.290-309.
Was ist jedoch nun wirklich die Quelle der sogenannten ”Normengewissheit” (synonym: internalisierte Normenmuster!)? Es ist dies die Anschauung, also die im unterbewussten System (Lebensstil) internalisierte Selbst- und Weltanschauung (siehe die Traumatologie), erfasst durch das mittelbare Lernen und die Vermittlung der Normen durch die herrschende Sprache (siehe dazu WuM). Ich spreche von der sprachlichen Begriffssetzung durch die soziale Umgebung des Kindes. Im Sozialisationsprozess der sogenannten Persönlichkeitsentwicklung werden die Normen aufgenommen und individuell, und eben auch jeweilig situativ, modifiziert durch Lohn und Strafe, Tabuisierung, Zukunftsverheissungen und dann unterbewusst und auch routiniert internalisiert: Die entwickelte Persönlichkeit lebt von der (wenn auch nur teilweisen) Identifikation mit den Normgebern und Normgeberinnen, die ja in die Gesellschaft integriert sind. Und diese Integration verheisst die grössten Überlebenschancen. Nun, welche Chancen hätte ein Kind, wenn es wie jener Knabe mit Stock und Hut und mit Windelköfferchen allein in die Welt zöge ...
Die Art und Weise, wie Menschen mit den gegebenen Normen umgehen, offenbart ihre Autonomie und damit ihr Verständnis vom Recht auf sich selbst, das wie das Recht auf Integrität (auf die Wahrnehmung und den Erhalt ihrer primäridentischen Einheit) unmittelbar aus des Menschen Recht auf das Widerfahrnis von ”leben” resultiert.Die vorgegebenen Normen werden in einer Gesellschaft bzw. von ihren Machthabern gesetzt, um eben diese Rechte zu begrenzen, um des höheren Zieles willen: um des Erhalts der Art willen (statt Art kann ggf. auch Rasse eingesetzt werden). Als rational begründeter Auftrag (Antrieb, Motivation) für diese Normgebungen ist das Sicherheitsbedürfnis anzunehmen, das dem Wunsch nach Überleben (cave: einer Verwundungserfahrung folgend!) so zu erfüllen sucht, dass die Überlegenheit des eigenen dogmatischen (weltanschaulichen) Systems (Glaubensbekenntnis!) konventiv akzeptabel wird. ”Das führt wohl auch dazu, dass Normen nicht nur durch weltliche Massnahmen geschützt werden (Gesetze, Gerichte, Polizei), sondern durch ausserweltliche, religiöse ‘Massnahmen’: Sie werden als von Gott gesetzte Ordnung (z.B. Moses als Überbringer von Jahwes Gesetzestafeln) erklärt und durch Androhung ‘göttlicher Strafen’ (Verdammung in die Hölle) gesichert” (Scharfetter).
Ich sagte bereits: Das Sein gibt Teil an sich selbst. Das ist für das Sein selbstverständlich und nur dem Sein selbst (oder dem, was vor dem Sein gedacht werden kann) verständlich. Noosomatik orientiert sich an den Widerfahrnissen von ”leben”, die sich in der Heilungstendenz bieten. Auch wenn ich der Heilungstendenz das Subjekt ”Heil” zuordne, verstehe ich es als Inhalt der Relation zwischen ”wem auch immer” und uns. Das Heil ist nicht verfügbar, aber es verfügt auch nicht über sich selbst. Es ist Geschenk, und das schon bei der Primär-Identität, dem Effekt der geglückten Begegnung einer speziellen Oozyte mit einem ganz speziellen Spermium. Was immer sich nun Menschen für sich selbst vor dem Heil denken, ist stets deren intime, persönliche Angelegenheit und so individuell, dass der Inhalt nicht verbaliter kommunizierbar ist. Jeder Versuch, ein verallgemeinerndes System daraus zu machen, verwendet Konkretionen von Vorstellungen, die der bisjetzigen Erfahrung entstammen und auch ihrer lebensstiltypischen Verarbeitung. Die Konkretionen stellen dann Verallgemeinerungen dar, deren Legitimierung nur dogmatisch begründet und deren Akzeptanz nur mit Hilfe der Missachtung genuiner Anteile so geschehen kann, dass die Menschen defizitär betrachtet und für erlösungsbedürftig gehalten werden (cf. ”pathisches Mängelwesen”).
Mit dem Begriff Glaube bezeichne ich die sich ereignende Relation von Annahme und Hingabe in der Situation. Glaube ist also ein wahrnehmbarer Inhalt einer Relation, der angenommen und in die Widerfahrnisse von ”leben” hereingegeben wird. Glaube bezieht sich auf die Gegenwart; ”glauben” bezeichnet diese Aktivität, die das Recht auf Gegenwart anwendet. Der Begriff Glaube kann aversiv verwendet und dogmatisiert werden, fristet dann sein Dasein als Synonym für Weltanschauung.
Der Begriff Relation bezeichnet einen Sachverhalt, an dem wir selbst beteiligt sind. Von diesem Begriff Relation in Bezug zum Heil müssen sich alle anderen Relationen befragen lassen im Hinblick auf ihren Inhalt. Es ist möglich, die Begriffe Relation und Glaube so zu identifizieren, dass das private Glaubensbekenntnis den Inhalt der Relation definiert, das sich am Mythos von den natürlichen Defiziten orientiert. Diese Identifizierung der Begriffe führt zu deren Verwechslung und fordert dann eine Instanz, die zu wissen vorgibt, wie die Defizite auszugleichen sind. Sowohl Identifizierung als auch Verwechslung verschmähen auf mystizistische Weise das Heil.
Die embryologische Existenz traut den Widerfahrnissen von ”leben” und erfasst deren Heilsamkeit als am Recht auf sich selbst orientierte Erfahrung, die die Mitte ihres Menschseins wahrt, wie uns die Physiologie eindeutig lehrt.
Unbestritten ist unsere kulturelle Situation patriarchal orientiert (siehe dazu GuM2). Die Suche nach anderen Möglichkeiten der Existenz, die der Natur gerecht wird (sich von ihr belehren zu lassen, statt sie belehren zu wollen; siehe 14.Hauptsatz in Noosomatik Bd.I-2), ist zu einer bereits überlebensnotwendigen geworden und schliesst Normänderungen unbedingt mit ein. Patriarchale Kultur baut auf Verwundungs(=VA)-Erfahrungen mit Vätern auf, startet also mit einer Verwundungs(=VA)-Tendenz durch einen Vater (siehe dazu Noosomatik Bd.I-2 und vor allem GuM2): wenn ein Mann die Position als ”Vater” sichern möchte. Die erste Vater-VA als Basis der patriarchalen Entwicklung verweigerte nicht nur die Annahme des Kindes, sondern auch die Anwendung des Rechts auf Gegenwart. Die formale Unterschiedenheit betonte die physische Überlegenheit und machte die Verwerfung des Kindes möglich (siehe dazu die ”patriarchale Addition” und ihre geschlechtsspezifischen Folgen im Kapitel ”Das Männlich-Weibliche Prinzip”). Als Effekt war der Vater in einer die individuellen Impulse des Kindes abwehrenden Sicherheit und erfand den Mythos von der normativen Kraft des Bisjetzigen auf der Basis der Umwandlung der physischen Überlegenheit in die Idee des Supranaturalismus, sozusagen Kreator (”Schöpfer” und damit ”Gott”) des Kindes zu sein. Der daraus resultierende Mythos vom Supranaturalismus fand seine Entsprechung im Mythos von den natürlichen Defiziten, der das Produkt der Umwandlung der formalen physischen Unterlegenheit des Kindes ist. Erziehung wurde zur Methodik, um die gedachten Defizite auszugleichen, und entwickelte den Mythos vom die Mittel heiligenden Zweck. Dabei entstand der Effekt, dass der Mythos von der normativen Kraft des Bisjetzigen zusammen mit dem ”Mythos von dem die Mittel heiligenden Zweck” den ”Mythos von den natürlichen Defiziten” unterstützte. Dieser wiederum brachte zusammen mit dem ”Mythos von dem die Mittel heiligenden Zweck” den Mythos vom Kausalprinzip hervor. Der Mythos der Verbesserung entstand dann aus der Zusammenwirkung des ”Mythos von den natürlichen Defiziten” und dem ”Mythos vom Kausalprinzip”. Die beiden anderen, das Patriarchat stabilisierenden Mythen ergaben sich fast schon von alleine: Der Mythos von der Verfügbarkeit (über die physische Unterlegenheit des Kindes) rechtfertigte Begrenzungsmassnahmen durch die Versorgungsideologie, der Mythos vom berechenbaren Faktor des alles lenkenden Schicksals wurde vor allem aus der Position des Vaters als scheinbar sinngebende Instanz zum Zentrum patriarchaler Kultur - bis in die Gegenwart.